Doku: Aktionstag auf dem Tempelhofer Feld

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Am 24. Mai machte unser Bündnis “Wahlrecht für Alle” mit einem Aktionstag auf dem Tempelhofer Feld darauf aufmerksam, dass derzeit fast 500.000 Berliner/innen von der politischen Willensbildung ausgeschlossen sind, weil sie kein Wahl- und Abstimmungsrecht besitzen. An der gut besuchten Veranstaltung – anlässlich der EU-Wahl und des Berliner Volksentscheids zum Tempelhofer Feld – beteiligten sich Partner/innen des Bündnisses als auch Aktivist/innen, Politiker/innen und Prominente.


Impressionen von unserer Aktion auf dem Tempelhofer Feld



Dokumentation vom Aktionstag


Dass die Aktion ein voller Erfolg war, belegt die von uns erstellte Dokumentation, die hier heruntergeladen werden kann:

 


Kampagnenvideo: “Wahlrecht für Alle”



Rede von Hilary Bown auf dem Tempelhofer Feld


Sehr berührend war die Rede von der Aktivistin und Betroffenen Hilary Bown:

„Als 22-Jährige wurde ich das erste Mal entrechtet. Ich lebte damals in Russland und wollte in den USA per Briefwahl wählen. Trotz aller Mühe wurde ich wegen einer Entscheidung des Gerichthofs meines Bundesstaates entmündigt – ich war sehr enttäuscht, dass meine Stimme, obwohl ich alle Schritte fehlerfrei befolgte, trotzdem nicht zählte. Seitdem hat sich vieles geändert, das Meiste zu Gunsten des Auslandswählers, aber dafür mussten wir Auswanderer uns lange einsetzen.

Letzten September kochte diese bekannte Wut und Traurigkeit noch mal auf, weil ich bei den Bundestagswahlen – den ersten Wahlen, seitdem ich meine Niederlassungserlaubnis endlich besitze – nicht mitstimmen durfte. Ich durfte nicht mal als Wahlhelferin freiwillig arbeiten, weil ich keinen deutschen Pass besitze! Hiermit war mir eines schon klar – ich wurde gebeten, zu Hause zu bleiben, stumm zu bleiben, mich völlig aus der Politik dieses Landes zu enthalten. Hier hat die junge Frau gar nichts zu suchen.

So kann es für einen Mitdenker auf Dauer nicht bleiben. Denn auch ich habe Ideen, Meinungen, und Werte, die ich mit euch schon teile. Deine Rentenkasse ist wohl auch meine, die Schule um die Ecke werden auch meine Kinder neben deinen besuchen. Dieser herrliche Park ist genauso mein Garten wie auch deiner. Deswegen erhebe ich meine Stimme für das Wahlrecht für alle!

Ich bin nur eine von hunderttausenden Menschen mit Migrationshintergrund in dieser Stadt, eine von Millionen in diesem Migrationsland, die sich für diese neue Heimat entschieden haben. Genauso viele Gründe gibt es, wieso man immer noch keinen deutschen Pass hat – und damit auch jahrelang, manchmal mehrere jahrzehntelang, keine Stimme. Diese Situation spiegelt die Realität meines Lebens in dieser Stadt und in diesem Land in keiner Weise wider – deine sicher auch nicht. Da muss sich etwas ändern. Deswegen erhebe ich meine Stimme für das Wahlrecht für alle!

Es ist mir aber besonders wichtig, dass möglichst viele Menschen mit Wahlrecht ihre Stimmen auch für das Wahlrecht für alle erheben – denn ohne euch kommen wir Stimmenlosen und Entrechteten gar nicht weit. Jeder sechste Berliner darf nicht wählen. Jeder sechste Berliner wird gebeten, seine Stimme zu enthalten. Doch Volksentscheide wie Energietisch oder 100% Tempelhofer Feld zeigen genau, inwiefern die Mitsprache von allen – und wirklich allen – Beteiligten unsere Stadt positiv beeinflussen könnte. Egal in welchem Land sie geboren wurden, die Demokratie braucht jeden Mitstreiter, die Demokratie braucht jede Lösung, die Demokratie braucht jede Stimme – hiervon bin ich überzeugt.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.“

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